Zölle USA – Teil 6: Update

USA schaffen die Zollfreigrenze für alle Paketsendungen der ganzen Welt sofort mit einem Wert von unter 800 Dollar dauerhaft ab. Laut dem Handelsberater des Weißen Hauses, Peter Navarro, soll die Schließung dieses «Schlupflochs für tödliche Drogen» tausende amerikanische Leben retten. Zudem werde die Massnahme dem US-Finanzministerium Zolleinnahmen von bis zu zehn Milliarden Dollar pro Jahr einbringen. Ausnahmen für vertrauenswerte Partnerländer werde es nicht geben.

EU: Die EU-Kommission will das Zoll-Abkommen mit USA umsetzen und schlägt die Abschaffung von Zöllen auf US-Industriegüter vor. Im Gegenzug würden die USA ihre Zölle auf Autos aus der EU rückwirkend zum 1. August von 27,5 auf 15 Prozent senken. Der Vorschlag ist der erste Schritt zur Umsetzung einer Vereinbarung zwischen US-Präsident Donald Trump und Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen vom 27. Juli. Wie eine Befragung der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) ergab, betrachten 55 Prozent die Einigung als zu starke Belastung der europäischen Wirtschaft und befürworten eine harte Linie in weiteren Verhandlungen. Unter Unternehmen mit US-Geschäft gaben demnach 54 Prozent als Konsequenz weniger Handel dorthin an. Befragt wurden 3.500 Betriebe, überwiegend aus der Industrie.

China und die USA reden wieder über den seit Monaten schwelenden Handelsstreit. Der chinesische Handelsbeauftragte werde diese Woche zu Gesprächen mit US-Vertretern in Washington sein, teilte das Handelsministerium in Peking am Donnerstag mit. Der von den USA angezettelte Handelskonflikt der beiden größten Volkswirtschaften der Welt war im Frühjahr eskaliert – mit einer Spirale aus immer höheren Zöllen und Gegenzöllen. Nach mehreren hochrangigeren Verhandlungsrunden wurde die Einführung der meisten neuen Zölle im August aber um 90 Tage verschoben. Damit haben beide Seiten noch Zeit für Verhandlungen. Sollten diese kein Ergebnis bringen, wird mit deutlichen Bremsspuren der Weltwirtschaft gerechnet.

Südkoreas Zentralbank erwartet «erheblichen Schock» durch US-Zölle im Handelsabkommen mit den USA und mit erheblichen Belastungen für die heimische Wirtschaft durch höhere Zölle. Allein in diesem Jahr werde das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts um 0,45 Prozent gedämpft, sagten die Währungshüter am Donnerstag voraus. 2026 soll es dann sogar um 0,6 Prozent gebremst werden. 

Indien: Die von US-Präsident Donald Trump angekündigte Verdopplung der Zölle auf indische Waren ist am Mittwoch in Kraft getreten. Das bestätigte der Handelsberater des Weissen Hauses Peter Navarro. Damit eskaliert der Handelsstreit zwischen den beiden Ländern. Ein neuer Strafzoll von 25 Prozent, der wegen indischer Öl-Käufe von Russland verhängt wurde, kommt nun zu einem bereits bestehenden Zoll von 25 Prozent hinzu.

Damit steigen die Abgaben für Waren wie Kleidung, Edelsteine, Schmuck, Schuhe, Sportartikel, Möbel und Chemikalien auf bis zu 50 Prozent. Dies ist einer der höchsten Zollsätze, den die USA erheben und liegt auf dem Niveau von Brasilien und China.

Brasilien: Der Präsident, Luiz Inácio Lula da Silva, hat bei einer Kabinettssitzung scharfe Worte für das Vorgehen der US-Regierung im Zollkonflikt mit seinem Land gefunden. Ohne US-Präsident Donald Trump direkt zu erwähnen, erklärte Lula, Brasilien werde Unverschämtheiten, Beleidigungen und Launenhaftigkeit von niemandem hinnehmen. „Wir sind bereit, gleichberechtigt am Tisch zu sitzen. Wir lassen uns jedoch nicht wie Untergebene behandeln“, sagte er. Lula und seine Minister trugen bei dem Treffen am Dienstag blaue Kappen mit der Aufschrift „Brasilien gehört den Brasilianern“. Trump hatte jüngst Zölle in Höhe von 50 Prozent gegen eine Vielzahl von Produkten aus Brasilien verhängt. Ausnahmen gibt es etwa für Flugzeugteile, Aluminium, Zinn und Zellstoff. Trump brachte seine Zölle direkt mit dem Verfahren gegen seinen Verbündeten Jair Bolsonaro in Verbindung. Der brasilianische Ex-Präsident befindet sich derzeit im Hausarrest. Er muss sich für einen mutmasslich geplanten Putsch vor Gericht verantworten.

Indonesien kann auf mehrere Ausnahmen von den neuen US-Sonderzöllen hoffen. Konkret geht es einer grundsätzlichen Verständigung zufolge dabei um indonesische Exporte von Kakao, Palmöl und Gummi, wie der Chefunterhändler des südostasiatischen Landes, Airlangga Hartarto, der Nachrichtenagentur Reuters sagt. Die US-Regierung hatte am 7. August einen Zoll von 19 Prozent verhängt. Eine endgültige Vereinbarung stehe jedoch noch aus, ein Zeitplan sei nicht festgelegt worden. Für die ausgenommenen Produkte werde es keine Sonderzölle geben oder sie lägen nahe null Prozent.

Schweiz: Der Schweizer Industrieverband der Tech-Industrie Swissmem sieht im Zuge der hohen US-Zölle Anzeichen für einen starken Einbruch der Auftragseingänge. Sie seien im zweiten Quartal gegenüber dem Vorquartal um 13,4 Prozent zurückgegangen, berichtet der Verband in Bern. Da waren die hohen Zölle noch nicht in Kraft, die Androhung sorgte aber bereits für Unsicherheit. Zu dem Ergebnis hätten auch schlechte Geschäfte vor allem in Asien beigetragen. Wir befinden uns in einem gefährlichen Abwärtsstrudel, dessen Sogwirkung durch die US-Zölle nun noch verstärkt wird. Angesichts des schwierigen Geschäftsumfeldes will nach einer Umfrage des Verbandes unter 1.400 Mitgliedsfirmen fast ein Drittel (31 Prozent) Geschäfte in die EU verlegen. Die Umfrage fand am 7. August statt, als die hohen neuen US-Zölle in Kraft traten. Für uns Land haben die USA einen der höchsten Importzollsätze verhängt: 39 Prozent. Der US-Zoll auf Konkurrenzprodukte aus Deutschland und anderen EU-Ländern liegt bei 15 Prozent. Der Verband fürchtet EU-Schutzmassnahmen gegen Billigimporte aus Drittländern – wozu auch die Schweiz zählen könnte. Er drängt die Regierung, engere Beziehungen zur EU zügig umzusetzen.


Quelle: Live Blogs DPA, Handelsamtsblatt DE, Tamedia

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